Die Legföhre, auch Latsche oder Latschenkiefer genannt, ist eine unerschrockene, doch bescheidene Überlebenskünstlerin. Sie wächst in den Alpen, wo sie bis zur Baumgrenze vorstösst und weder eisige Kälte noch Trockenheit, Schneedruck, Lawinen oder Murgänge scheut.

Botanik und Namensgebung

Die Legföhre (Pinus mugo ssp. mugo) ist eine Unterart der Bergkiefer, die in den Alpen, den Pyrenäen, den Karpaten und dem Appenin in Höhen von 1000 Metern bis zur Baumgrenze wächst. Ihr Lebensraum ist felsig, karg, oft nass und kalt. Sie erträgt Hitze und Trockenheit, aber auch extremen Frost, starke Winde und lange Schneebedeckung.

Die Legföhre hat ihren Namen nicht von ungefähr: Sie wächst nicht aufrecht, sondern ihre Äste und Seitentriebe wachsen strauchartig aus dem niederliegenden Stamm und können so undurchdringliche Dickichte bilden. Sie wächst extrem langsam, wobei sie kaum höher als drei Meter, aber mehrere hundert Jahre alt werden kann. Legföhren bedecken so grössere Flächen an Hängen, in Geröllhalden und auf Lawinenkegeln. Dank des liegenden Wuchses und der extrem biegsamen Äste können ihnen Schneedruck und selbst Lawinen oder Murgänge nicht viel anhaben. Als Pioniergehölz verbessern sie den Boden und erleichtern so weiteren Pflanzen die Ansiedlung. In ihrem Schutz können sich Lärche und Arve etablieren.

Die Nadeln der Legföhre sind kurz und steif und stehen jeweils zu zweit in den Nadelscheiden; sie verbleiben fünf bis zehn Jahre lang am Baum. Nach der Blüte im Juni bis Juli bilden sich kleine, kegelförmige Zapfen, die erst im folgenden Jahr wachsen und reifen. Die Legföhre kann sich aber auch vegetativ vermehren, indem die am Boden liegenden Äste Wurzeln bilden.

Von der Baumgrenze in die Steingärten

Nebst Nahrung bietet die Legföhre mit ihrem Astgeflecht Schutz und Rückzug für verschiedene Vögel und Kleinsäuger. Ökologisch besonders wichtig ist jedoch die Stabilisierung des Bodens und damit der Schutz vor Erosion. So vermindert die Legföhre auch die Gefahr von Steinschlägen. Ende des 18. Jahrhunderts entdeckte man den kleinen Nadelbaum mit seiner eigentümlichen Wuchsform für die Gartengestaltung. Er passt perfekt in Alpen- und Steingärten, ist pflegeleicht und kommt mit jedem Boden zurecht. So werden mittlerweile Legföhren in vielen Sorten mit unterschiedlichen Wuchsformen und Grössen angeboten.

Harz, Wolle und Öl

Der wissenschaftliche Name Pinus stammt von «pix», dem lateinischen Wort für Harz. Wie bei allen Föhrenverwandten ist auch das Holz der Legföhre besonders harzreich. Dieses wurde bereits von den Kelten als Wundheilmittel genutzt. Als Kienspan diente das harzige Holz lange Zeit als Lichtquelle. Menschen ärmerer Bevölkerungsschichten nutzten diese bis ins frühe 20. Jahrhundert, da Wachskerzen für sie zu teuer waren. Aus dem Harz wurden zudem Kolophonium und Terpentinöl gewonnen.

Fast vergessen ist heutzutage die Waldwolle: Kiefernnadeln wurden in Wasser eingelegt, bis sich die harte Hülle löste. Übrig blieben recht weiche Fasern – die Waldwolle –, die zur Polsterung von Kissen und Matratzen dienten.

Das würzig nach Wald duftende ätherische Öl gewinnt man durch Wasserdampfdestillation aus den frischen Nadeln.

Verwendung in der Volksmedizin

Dieses Latschenkiefernöl erfreut sich in der Volksmedizin grosser Beliebtheit.

«Als Dampfbad bringt es Erleichterung bei Stirn- und Nebenhöhlenentzündungen und Bronchitis; als Einreibung oder als Badezusatz regt es die Durchblutung an und entspannt schmerzende Muskeln und Gelenke.»
Ursula Glauser-Spahni

Es erleichtert das Abhusten von Schleim und wirkt zusätzlich antibakteriell.

Die Volksmedizin verwendete bei Husten auch die in Wein gekochten Samen. Ein Tee aus den jungen Trieben wurde zur Blutreinigung eingesetzt, bei Magenverstimmungen oder Völlegefühl setzte die ländliche Bevölkerung gern auf Latschenkiefernschnaps. Als Wirkstoffe findet man Harz, ätherisches Öl, Gerbstoffe, Flavonoide und Schleimstoffe.

Die biegsame Legföhre hält Gelenke flexibel

Die hellgrünen Frühlingstriebe der Legföhre werden in der Gemmotherapie verwendet.

«Die daraus gewonnene Essenz hilft bei Abnützungserscheinungen des Bewegungsapparates, sie stärkt die Knochen und wirkt entzündungshemmend.»
Ursula Glauser-Spahni

Sie regt den Knochenaufbau an, verlangsamt den altersbedingten Knochenabbau, regeneriert und vitalisiert das Knorpelgewebe, hält Bänder und Sehnen elastisch. Wenn Knochen verletzt wurden, unterstützt die Legföhre deren Heilung.

Bei entzündlichen Erkrankungen des Bewegungsapparates empfiehlt es sich, die Gemmoessenzen von Legföhre und Schwarzer Johannisbeere zu kombinieren. Ein weiteres wichtiges Einsatzgebiet der Legföhre ist die Osteoporose­vorbeugung, oft zusammen mit der Gemmoessenz von Brombeere.

«Arthrosen der Hüft- oder Kniegelenke und Rückenwirbelarthrosen sind weitere wichtige Einsatzgebiete der Legföhren-Essenz.»
Ursula Glauser-Spahni

Die Legföhre mit ihrer unerschütterlichen Lebenskraft kommt dank der Anpassungsfähigkeit und Flexibilität mit den widrigsten Lebensumständen zurecht. Die Gemmoessenz der Legföhre hält nicht nur die Gelenke geschmeidig, sondern erhöht auch die psychische Flexibilität.